FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich am Dienstag weiter stabilisiert. Allerdings bröckelten die ansehnlichen Erholungsgewinne im Handelsverlauf zunehmend ab. Als Grund wurde auf die anstehende Börseneröffnung in den USA nach einem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende verwiesen. Die zunächst steil nach oben weisenden Signale für einen positiven Handelsstart schwächten sich zuletzt ab.

Am Nachmittag legte das deutsche Börsenbarometer um 0,32 Prozent auf 13 308,36 Punkte zu, nachdem es zeitweise deutlich über 13 400 Punkte geklettert war. Der MDax der mittelgroßen Werte gewann zuletzt 0,32 Prozent auf 27 569,93 Zähler.

Marktanalyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Finanzdienstleister IG warnte angesichts der auffälligen Stabilisierung im Dax bereits, dass die Anleger "auf der Hut sein sollten", da der Aufwärtsschwung nur von kurzer Dauer sein könnte. Dafür spricht ihm zufolge nicht nur das charttechnisch trübe Bild. Auch das Hauptthema an den Märkten bleibe dasselbe: die immense Inflation und das Gegensteuern der Notenbanken mit Zinserhöhungen. "Um der galoppierenden Inflation Herr zu werden, bleibt nichts anderes übrig, als die Zinsen schneller als gedacht anzuheben. Hoffnung bietet aktuell nur der Glaube, dass die Europäische Zentralbank (EZB) einen Mittelweg finden wird."

Am Donnerstag noch hatte der Dax die Marke von 13 000 Punkten nur knapp halten können und seit seinem Hoch bei rund 14 700 Punkten acht Handelstage zuvor mehr als zehn Prozent verloren. Auslöser des Kursrutsches in der vergangenen Woche war gewesen, dass nach der US-Notenbank auch die Schweizerische einen großen Zinsschritt bekannt gegeben und die Anleger damit nervös gemacht hatte.

Einzelne Unternehmen standen vor allem mit negativen Nachrichten im Blick. Um etwas mehr als sieben Prozent sackte das Papier von Nordex ab. Der wegen der verzögerten Zahlenvorlage tags zuvor aus dem SDax geflogene Windanlagenbauer startete mit laut Händlern "überraschend hohen Verlusten" in das Jahr 2022. Das bereinigte operative Ergebnis vor Neuausrichtungskosten (Ebitda), das im Vorjahr noch positiv gewesen war, rutschte zudem ebenfalls in den Minusbereich. Nordex hatte die Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal wegen eines Cyber-Sicherheitsvorfalls verschieben müssen.

Der Frankfurter Online-Broker Flatexdegiro rechnet angesichts der jüngsten Geschäftsentwicklung mit einem Rückgang der Kunden-Aktivität in diesem Jahr. Die Aktie reagierte mit Verlusten von zuletzt vier Prozent.

Unter den Aktien aus der Einzelhandelsbranche zeigten sich vor allem die online-fokussierten Unternehmen schwach. Die US-Bank JPMorgan und auch die Investmentbank Oddo BHF verwiesen auf steigende Lebenshaltungskosten und Zinsen, die sich zunehmend auf die Branche auswirken werden. JPMorgan-Analystin Georgina Johanan senkte daher unter unter anderem ihr Anlageurteil für den Online-Modehändler About You auf "Neutral". Die Aktie büßte im SDax knapp vier Prozent ein.

Oddo-Analyst Andreas Riemann verwies auf wachsende Risiken für Gewinnwarnungen, etwa bei Adidas und Zalando , während er positiver für Puma und Hugo Boss gestimmt ist. Während Zalando als Dax-Schlusslicht knapp dreieinhalb Prozent verloren, zeigten sich Adidas fast unverändert. Die Papiere von Puma und Boss gewannen etwas weniger als zwei Prozent.

Um knapp ein Prozent legten die Anteile von Fuchs Petrolub zu. Der Schmierstoffhersteller will über einen Zeitraum von rund zwei Jahren für bis zu 200 Millionen Euro eigene Aktien erwerben und dann einziehen. Der Zeitpunkt des in Kürze beginnenden Rückkaufs ist günstig: Die Papiere waren vor einer Woche auf das tiefste Niveau seit 2012 gesackt.

Der Euro legte in einem insgesamt freundlichen Umfeld leicht zu. Am frühen Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0555 US-Dollar und damit etwas mehr als am Morgen. Die EZB hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0517 Dollar festgelegt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite am Dienstag von 1,55 Prozent am Vortag auf 1,64 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,41 Prozent auf 131,09 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,05 Prozent auf 143,36 Punkte zu./ck/men

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0226 2022-06-21/14:56

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