FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Montag seine
anfängliche Schwäche abgeschüttelt und die Rekordjagd fortgesetzt.
Auch dank positiver Vorgaben aus Asien schaffte es der deutsche
Leitindex bis auf gut 16 528 Punkte, womit er auf das am Freitag
erreichte Rekordhoch noch eine Schippe drauflegte. Gegen Mittag
stand noch ein Plus von 0,10 Prozent auf 16 486,38 Punkte zu Buche.
Nach der starken Vorwoche steuert er im Juli auf ein Plus von mehr
als zwei Prozent zu. Der MDax der mittelgroßen
Unternehmen verlor am Montag 0,03 Prozent auf 28 698,23 Punkte,
während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,31
Prozent auf 4480,31 Zähler stieg.
Die Hoffnung, nach den jüngsten Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed
und der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte der Zinsgipfel
erreicht sein, hatte die Börsen zuletzt angetrieben und dem Dax
schon am Freitag eine neue Bestmarke beschert. Konjunkturdaten aus
China fielen zum Wochenauftakt besser als von Experten im Schnitt
befürchtet aus. Die Erwartung weiterer staatlicher
Ankurbelungsmaßnahmen für die chinesische Wirtschaft half den
dortigen Aktenkursen und stützte auch den deutschen Markt. Die
Experten der Landesbank Helaba verwiesen zudem darauf, dass das
charttechnische Bild beim Dax gut aussehe, denn mit dem neuen Hoch
sei der Aufwärtsimpuls bestätigt worden.
Nachdem die deutschen Importpreise im Juni überraschend stark
gesunken sind, wurden Inflationsdaten aus der Eurozone für den Juli
veröffentlicht. Sie belegten wie erwartet einen weiteren Rückgang,
was Anlegern Argumente liefern könnte, die darauf setzen, die EZB
könnte nach der neunten Zinserhöhung in Folge eine Pause einlegen.
Auf ihrer Sitzung am Donnerstag hatten die Euro-Währungshüter dies
nicht ausgeschlossen.
Die Aktien von Siemens Energy waren nach neuen
Negativ-Schlagzeilen zur Windkraftsparte mit minus 2,5 Prozent
größter Dax-Verlierer. Sie rutschten damit zudem unter die
21-Tage-Linie, die als kurzfristiger Trendindikator gilt. Im
Zusammenhang mit Mängeln an einer neuen Windturbine des
Energiekonzerns kann es möglicherweise zu Auslieferungsverzögerungen
kommen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung
auf mit der Situation vertraute Personen. Unterdessen gehe die
Ursachenforschung weiter. Sollten verborgene Designfehler entdeckt
werden, könnten die Reparaturkosten auf mehr als die bislang
bekannte Summe von über eine Milliarde Euro steigen.
Außerdem standen einige Quartalszahlen im Fokus. Bei Nemetschek
ging das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen (Ebitda) etwas stärker zurück als erwartet, und auch
die Umsatzdynamik ließ im Vergleich zum Jahresauftakt nach. Mit
minus 2,4 Prozent waren die Aktien, die seit Jahresbeginn um knapp
ein Drittel zugelegt haben, größter Verlierer im MDax. Der
Bausoftwareanbieter leidet unter der Konjunkturflaute und bekommt
die Umstellung vom Lizenzgeschäft mit hohen Einmalbeträgen hin zu
Abonnements mit laufender Zahlung zu spüren. Diese Entwicklung
dürfte bei der Analystenkonferenz am Nachmittag thematisiert werden,
schrieb ein Händler.
Dagegen ging es für die die Titel von Indexnachbar Stabilus
um 0,4 Prozent hoch. Laut Börsianern fiel das
Wachstum von Umsatz und bereinigtem operativem Ergebnis (Ebit) ein
wenig besser als erwartet aus. Zudem sieht der Autozulieferer die
Erlöse im laufenden Geschäftsjahr nun am oberen Ende der bisherigen
Zielspanne. Doch die bereinigte Ebit-Marge soll nur das untere Ende
der zuvor anvisierten Spanne erreichen. Für beide Kennziffern lägen
die Konsensschätzungen bislang ein wenig höher, weshalb der
konkretisierte Ausblick ein wenig enttäuschen könnte, hieß es.
Ansonsten sorgten Analystenstudien für Kursausschläge. Dass Hauck
Aufhäuser Investment Banking Koenig & Bauer gleich
doppelt abstufte und nun zum Verkauf rät, brockte dem in keinem
wichtigen Index vertretenen Druckmaschinenhersteller einen
Kursrutsch von 5,4 Prozent ein. Nach dem starken Jahresstart sei der
Auftragseingang im zweiten Quartal massiv gesunken, begründete
Analyst Jorge Gonzalez Sadornil seine neue Einschätzung. Klare
Impulse für eine Erholung im zweiten Halbjahr gebe es nicht, und die
Berechenbarkeit des Wachstums im kommenden Jahr werde daher
schlechter.
Eine neue Kaufempfehlung der Deutschen Bank ließ derweil Synlab
-Papiere um vier Prozent steigen. Damit war der
Labordienstleister Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDax
. Eine Vereinbarung zwischen der nationalen
Krankenversicherung und Gewerkschaften in Frankreich sorge nicht nur
für mehr Klarheit über die Erstattungen für den Labordienstleister
in den kommenden Jahren, schrieb Analyst Jan Koch. Die Konditionen
seien auch deutlich besser als erwartet./gl/jha/
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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