Der deutsche Aktienmarkt findet am Donnerstag einfach keine Richtung. Nach einer freundlichen Eröffnung fiel der Dax mittags um bis zu 2 Prozent ins Minus auf den niedrigsten Stand seit Februar 2019. In der Folgezeit erholte er sich rasch und sprang wieder ins Plus, nur um gleich danach wieder in klar negatives Terrain abzubröckeln. Zuletzt notierte der Leitindex 0,61 Prozent tiefer bei 11 423,02 Punkten.

Der MDax , der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, fiel am Donnerstag um 0,98 Prozent auf 24 418,67 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone büßte rund 0,2 Prozent ein.

Börsianer verwiesen auf Aussagen des chinesischen Finanzministerium, das die jüngst von den USA beschlossenen Strafzölle als Verletzung der Absprachen zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsidenten Xi Jinping bezeichnete. China stellte entsprechende Gegenmaßnahmen in Aussicht, nannte aber keine konkreten Maßnahmen.

Börsenexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sprach von einer weiterhin starken Skepsis und spürbaren Kaufzurückhaltung der Anleger. Zu oft hätten sich wagemutige Investoren in den letzten Handelstagen die Finger verbrannt. "Aktien aus zyklischen Branchen sind weiterhin im 'No-Go'-Bereich verortet und stehen unter Verkaufsdruck", sagte Lipkow und rät weiterhin zur Vorsicht.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von K+S mit einem Kursgewinn von 2,4 Prozent an der MDax-Spitze. Höhere Kalipreise, ein steigender Absatz sowie der gesunkene Eurokurs haben dem Dünger- und Salzkonzern im zweiten Quartal ein deutliches Gewinnplus beschert. Ein Händler sprach von durchwachsenen Zahlen, lobte aber den deutlich verbesserten freien Mittelzufluss.

Die Lufthansa-Aktien fielen auf das tiefste Niveau seit zweieinhalb Jahren und waren mit minus 3,5 Prozent das Schlusslicht im Dax. Seit Anfang 2019 haben sie nun schon rund ein Drittel ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt. Börsianer verwiesen auf die zunehmenden Rezessionsängste im Markt. Unter einem Konjunktureinbruch leiden Fluggesellschaften besonders. Geschäftsreisen gehen zurück und das Frachtgeschäft lässt nach.

Beiersdorf markierten als bester Dax-Wert mit 110,85 Euro ein Rekordhoch und standen zuletzt 1,7 Prozent höher. Dagegen ging es für die Papiere des Konkurrenten Henkel als einer der schwächsten Werte im Leitindex um weitere 1,6 Prozent abwärts, nachdem die Düsseldorfer vor zwei Tagen ihre Jahresprognose zusammengestrichen hatten.

Der vorsichtigere Blick von 1&1 Drillisch und deren Muttergesellschaft United Internet auf das Jahr 2019 belastete die Aktien beider Unternehmen deutlich. Die Papiere des Mobilfunkers 1&1 Drillisch verloren knapp 10 Prozent, jene von United Internet fielen um fast 7 Prozent. Beide Werte waren damit Schlusslichter im MDax und setzten ihre längerfristigen Abwärtstrends fort.

Die gekürzten Jahresziele von 1&1 Drillisch hätten nicht wirklich überrascht, sagte ein Händler. Dennoch sei der Schritt keine gute Nachricht. United Internet sei langfristig für Anleger interessant, aber dieser Donnerstag wohl nicht der beste Tag, um die Papiere zu kaufen, hieß es.

Einen Kurseinbruch von rund 23 Prozent und den Fall auf ein weiteres Rekordtief mussten die Aktien der SGL hinnehmen. Sie reagierten damit auf eine Gewinnwarnung des Kohlefaserspezialisten und den Rücktritt von Vorstandschef Jürgen Köhler. Allein seit einem Zwischenhoch Mitte April summiert sich der Verlust der Papiere damit auf rund 45 Prozent.

Nach dem Kurssprung vom Vortag folgte bei den Aktien von Nordex am Donnerstag ein Verlust von fast 11 Prozent. Damit schwenkten sie wieder in ihren seit Anfang Juli laufenden Abwärtstrend ein. Am Vortag hatten die Titel des Windkraftanlagen-Herstellers vor allem von einer verbesserten Auftragslage profitiert.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein neues Allzeittief von minus 0,68 Prozent. Am Mittwoch hatte die Rendite noch bei minus 0,64 Prozent gelegen. Der Rentenindex Rex gewann 0,12 Prozent auf 146,97 Punkte. Der Bund-Future stagnierte bei 178,45 Punkten.

Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,1152 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1188 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8938 Euro gekostet./edh/zb

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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AXC0178 2019-08-15/14:48

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