FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Dax-Sprung über die
runde Marke von 16 000 Punkten im frühen Handel hat die Anleger am
Dienstag der Mut schnell wieder verlassen. Vor wichtigen
Notenbankentscheidungen in dieser Woche ließen sie sich nicht weiter
aus der Reserve locken und agierten vorsichtig. So stand der
deutsche Leitindex am Nachmittag 0,40 Prozent tiefer auf 15 859,05
Punkten. "16 000 sehen und fallen, so lautet bislang die Devise im
Dax", schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel verlor 0,48
Prozent auf 27 721,92 Zähler. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50
sank um rund 0,5 Prozent.
In der Eurozone hatte sich im April die Inflation wieder etwas
verstärkt mit 7,0 Prozent. Im Gegensatz zur allgemeinen Inflation
ging die Kerninflation aber etwas zurück. Das Preisziel der
Europäischen Zentralbank (EZB) von mittelfristig zwei Prozent wird
weiter klar überschritten. Gegen die hohe Teuerung stemmt sich die
Notenbank seit einiger Zeit mit höheren Leitzinsen. Bei der nächsten
EZB-Zinssitzung an diesem Donnerstag wird mit einer weiteren
Zinsanhebung gerechnet. Abzuwarten bleibt, ob es zu einem größeren
Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten kommt oder die EZB einen Gang
herunterschaltet.
Für den Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel,
jedoch ist klar, dass spätestens mit den Inflationszahlen die
Argumente für weitere deutliche Zinsanhebungen der EZB geliefert
wurden. Bevor am Donnerstag die EZB entscheidet, ist am Mittwoch die
US-Notenbank Fed an der Reihe, die sich mit einer Leitzinsanhebung
von erneut 0,25 Punkten begnügen dürfte.
Im Fokus am deutschen Markt stand am Dienstag weiter die angepeilte
Übernahme der Software AG . Hier kommt es nun wohl zu
einem Bieterwettbewerb, hat doch der Finanzinvestor Bain Capital
inzwischen einen Anteil von mehr als zehn Prozent aufgebaut. In der
Vorwoche hatte der US-Investor Silver Lake mitgeteilt, die Software
AG übernehmen zu wollen zum Preis von 30 Euro je Aktie in bar. Am
Dienstag legte der Kurs der Software AG um mehr als acht Prozent auf
33,46 Euro zu.
Eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank für die Anteile von SGL
Carbon beflügelte die Titel des
Kohlenstoffspezialisten. Der Kurs stieg um ebenfalls mehr als acht
Prozent.
Der Arzneimittelversender Shop Apotheke überzeugte
mit endgültigen Quartalszahlen die Analysten. Die Papiere verloren
dennoch 0,6 Prozent und zollten ihrer Rally seit Jahresanfang
Tribut.
Der Autozulieferer Stabilus profitierte im zweiten
Geschäftsquartal von einer anziehenden Autoproduktion in Europa und
einem guten Industriegeschäft in Nordamerika. Einige Analysten
hatten aber mit einem noch besseren Abschneiden gerechnet. Die
Papiere verloren 6,8 Prozent.
Im Dax wurden die Aktien der Pharma- und Chemiekonzerne Merck KGaA
und Bayer mit Dividendenabschlag
gehandelt, Kursverluste sind hier also in erster Linie optischer
Natur.
Bester Wert im Leitindex waren die Anteile des Chipkonzerns Infineon
mit plus 3,3 Prozent. Sie profitierten von guten
Branchenvorgaben. Für die Papiere des Immobilienkonzerns Vonovia
ging es als Dax-Schlusslicht um 3,4 Prozent abwärts.
Der Euro wurde am Nachmittag zu 1,0965 US-Dollar
gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitag auf
1,0981 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite
von 2,37 Prozent am Freitag auf 2,38 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,12 Prozent auf 125,63 Punkte. Der
Bund-Future sank um 0,52 Prozent auf 134,89
Punkte./ajx/stk
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
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