Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag seine deutlichen Anfangsverluste bis nachmittags zum großen Teil wieder wettgemacht. Weiter steigende Corona-Neuinfektionen und die Hängepartie um das US-Konjunkturpaket hielten die Anleger in der Defensive. Von den Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten in den USA über neue Finanzhilfen in der Corona-Pandemie kamen zuletzt widersprüchliche Signale.

Der Dax notierte zuletzt noch 0,34 Prozent niedriger bei 12 515,53 Punkten, nachdem er vormittags um bis zu 1,7 Prozent auf das tiefste Niveau seit rund einem Monat gefallen war. Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel sank um 0,07 Prozent auf 27 145,38 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund 0,4 Prozent auf 3167 Punkte.

Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sieht den Aktienmarkt derzeit am Scheideweg. Sollte der Kursbereich beim Dax von 12 400 bis 12 500 Punkten durchbrochen werden, könne es schnell sehr ungemütlich für die deutschen Standardwerte werden, sagte der Marktexperte.

Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages in Deutschland ist erneut stark gestiegen und hat erstmals den Wert von 10 000 überschritten. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Donnerstagmorgen 11 287 Fälle binnen 24 Stunden. Der bisherige Höchstwert seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland war am Samstag mit 7830 Neuinfektionen erreicht worden.

Unter den Einzelwerten bröckelten die Continental-Aktien im Tagesverlauf zusehends ab und waren mit einem Minus von zuletzt 1,8 Prozent das Schlusslicht im Dax. Der Autozulieferer und Reifenhersteller rutschte auch im dritten Quartal in die roten Zahlen, schnitt damit aber besser ab, als Analysten befürchtet hatten.

Die Adidas-Anteilsscheine setzten sich nach einem schwächeren Start mit einem Plus von 2,8 Prozent an die Dax-Spitze. Auftrieb gab ein Bericht des "Manager-Magazins", wonach die Herzogenauracher nach gescheiterter Sanierung nun den Verkauf der Tochter Reebok eingeleitet hätten. Bereits in der Vergangenheit hatte es immer wieder Spekulationen über einen Reebok-Verkauf gegeben.

Die Papiere von Varta büßten 6,9 Prozent ein. Börsianer machten für die Verluste vor allem automatisch ausgelöste Verkaufsorders verantwortlich. Es machten aber auch Gerüchte die Runde, dass ein Leerverkäufer aktiv ist, der auf weiter fallende Kurse setzt. Mit der gemeldeten Vertragsverlängerung von Vorstandschef Herbert Schein hätten die Kursverluste nichts zu tun, hieß es.

Der Bahntechnikkonzern Vossloh wagt nach einem besseren dritten Quartal etwas mehr Optimismus bei den Profitabilitätszielen für dieses Jahr. Gleichwohl dürfte die bisherige untere Spanne beim Jahresumsatz verfehlt werden. Die Aktien legten nach der Mitteilung um 5,3 Prozent zu.

Die Papiere von ElringKlinger schafften nach schwachem Start eine deutliche Trendwende und kletterten um 8,9 Prozent aufwärts. Das Unternehmen liefert drei sogenannte Brennstoffzellenstacks an die niederländische Zepp.solutions, mit denen diese Brennstoffzellensysteme für den Einsatz in Terminal-Traktoren für den Container- und Materialumschlag in Häfen und Logistikzentren und ein Wassertaxi ausrüsten wollen.

Die Aktien von Hypoport brachen nach einem Ergebnisrückgang des Finanzdienstleisters um knapp 17 Prozent ein. Das operative Ergebnis von Hypoport fiel im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Fünftel auf etwa 7 Millionen Euro. Analysten sprachen unisono von enttäuschenden Kennziffern.

Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich erhöhte nach einer Belebung der Nachfrage seine Jahresziele. Seit mehreren Wochen belebe sich die Kundennachfrage sukzessive, weshalb im Restjahr höhere als zunächst geplante Umsätze zu erwarten seien, hieß es. Die eingeleiteten Sparmaßnahmen dürften sich weiter positiv im Ergebnis niederschlagen. Die Jungheinrich-Titel stiegen um 2,7 Prozent.

Der Telekomausrüster Adva Optical traut sich nach einem positiv verlaufenen dritten Quartal wieder eine Jahresprognose zu. Die Aktien schnellten an der SDax-Spitze um 9,4 Prozent nach oben.

Der Euro sank auf zuletzt 1,1820 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1852 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stagnierte die Umlaufrendite bei minus 0,59 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 146,29 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,06 Prozent auf 175,66 Punkte./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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