Das nahezu tägliche Hin und Her im
US-chinesischen Handelsstreit hat den deutschen Aktienmarkt am
Mittwoch erheblich belastet. Noch am Vortag hatte sich die hiesige
Börse erholt, nachdem die USA die Einführung von Strafzöllen auf
bestimmte chinesische Waren um einige Monate verschoben hatten. Die
Stimmung trübten zur Wochenmitte nun auch schwache Konjunkturdaten
aus China, wo die Produktion im Industriesektor im Juli auch wegen
der Folgen des Handelsdisputs mit den USA so langsam gestiegen war
wie seit 2002 nicht mehr.
Der Dax bröckelte nach einer stabilen Eröffnung im
weiteren Handelsverlauf stetig ab und fiel am Nachmittag unter die
als Trendindikator geltende 200-Tage-Linie auf den tiefsten Stand
seit Ende März. Zuletzt notierte der Leitindex 2,03 Prozent tiefer
bei 11 511,42 Punkten. Der MDax , der die Aktien
mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, sank um 1,86
Prozent auf 24 794,73 Punkte. Der EuroStoxx 50 als
Leitindex der Eurozone büßte rund 1,9 Prozent ein.
"Eine endgültige Lösung in Form eines langfristig tragfähigen
Handelsabkommens zwischen den USA und China dürfte noch einige
Monate, wenn nicht Jahre auf sich warten lassen", glaubt Analyst
Jochen Stanzl von CMC Markets. Da Unsicherheit noch nie ein guter
Ratgeber an der Börse gewesen sei, sollte der deutsche Aktienmarkt
seine Seitwärtsbewegung mit größeren Schwankungen fortsetzen. "Ein
übergeordneter Trend dürfte allerdings erst wieder aufgenommen
werden, wenn Lösungen auf dem Tisch liegen", so Stanzl.
Unter den Einzelwerten im Dax gehörten Infineon ,
Thyssenkrupp und Deutsche Bank mit
Kursverlusten zwischen 4 und 5 Prozent zu den Tagesverlierern.
Spitzenreiter im Leitindex waren die Aktien von RWE
mit einem Plus von 1,2 Prozent. Grund dafür waren positiv
aufgenommene Geschäftszahlen des Energieversorgers. Der endgültig
ausgewiesene Gewinn für das zweite Quartal sei besser als erwartet,
sagte ein Händler und lobte das sehr starke Handelsgeschäft von RWE.
Nach anfänglichen Kursgewinnen drehten die Aktien von Evotec
ins Minus und lagen zuletzt rund 7 Prozent unter dem
Vortagesschlusskurs. Die erhöhten Jahresziele des
Biotech-Unternehmens habe man am Markt erwartet, schrieb Analyst
Volker Braun vom Bankhaus Lampe. Wegen einer Abschreibung sei der
Nettogewinn im zweiten Quartal negativ ausgefallen.
Leoni-Aktien fielen nach der Veröffentlichung von
Quartalszahlen um 4 Prozent. Bereits am Montag waren die Papiere
abgestürzt. Leoni verbrenne weiter Barmittel, schrieben die
Analysten vom Bankhaus Lampe. Mit dem jüngsten Quartal habe das
Unternehmen erneut enttäuscht.
Nordex-Anteilscheine schnellten an der SDax
-Spitze um 8,4 Prozent nach oben. Gewinnseitig habe
der Hersteller von Windkraftanlagen im zweiten Quartal weniger
schlimm abgeschnitten als befürchtet, während der Umsatz die
Erwartungen insgesamt erfüllt habe, sagte ein Händler. Das
Unternehmen profitiere von einer soliden Auftragslage.
Cancom-Aktien reagierten mit einem Plus von 5,4
Prozent auf die Anhebung der Jahresziele des IT-Dienstleisters. Seit
Jahresanfang legten die Papiere bereits um rund drei Viertel zu.
Bilfinger-Titel sackten um 6 Prozent ab und fielen
zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2003. Am Markt
kamen Zweifel auf, ob der Industriedienstleister trotz guter
Quartalszahlen seine Jahresziele erreichen kann.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein weiteres Rekordtief
von minus 0,64 Prozent. Der Rentenindex Rex gewann
0,06 Prozent auf 146,80 Punkte. Der Bund-Future legte
um 0,28 Prozent auf 178,17 Punkte zu.
Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,1184
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am
Dienstag auf 1,1222 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit
0,8911 Euro gekostet./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0246 2019-08-14/14:47
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