Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag
zugelegt und seinen Verlust in dieser turbulenten Handelswoche
eingedämmt. Rückenwind kam von vagen Entspannungssignalen im
US-chinesischen Handelsstreit sowie Zinshoffnungen für die Eurozone.
Der Dax konnte gegen Mittag die zuvor unterbotene
Marke von 11 500 Punkten knapp zurückerobern und notierte zuletzt
0,86 Prozent höher bei 11 510,74 Zählern. Damit zeichnet sich für
den Leitindex ein Wochenminus von rund 2 Prozent ab. Nach Auffassung
der UBS kommt den 11 500 Punkten an diesem Freitag eine besondere
Bedeutung zu. Sollte der Dax darüber ins Wochenende gehen, dürfte
die Korrekturbewegung ein Ende finden, glauben die
Charttechnik-Experten. Unterhalb von 11 500 Punkten wären hingegen
die "Bären" im Vorteil.
Der MDax , der die Aktien mittelgroßer deutscher
Unternehmen repräsentiert, stieg am Freitag zuletzt um 1,27 Prozent
auf 24 693,16 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex
der Eurozone rückte um rund 1 Prozent vor.
Jüngste Kommentare von US-Präsident Donald Trump signalisieren
Beobachtern zufolge, dass die USA an einer baldigen Beilegung des
Zollkonflikts mit China interessiert sind. Donald Trump machte
deutlich, dass beide Seiten etwas unternehmen wollen, nannte aber
keine Details. Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC
Partners sprach von einem positiven Zeichen, ein Durchbruch sei aber
noch weit entfernt.
Für Hoffnungen auf weiteres billiges Geld sorgten Äußerungen des
finnischen Notenbankchefs Olli Rehn, der für eine spürbare Lockerung
der EZB-Geldpolitik warb. "Es ist wichtig, dass wir im September ein
umfassendes und wirksames Paket vorlegen", sagte Rehn am Donnerstag
der US-Finanzzeitung "Wall Street Journal". Mit Blick auf die
Finanzmärkte sei es zudem besser, die Erwartungen zu übertreffen als
zu enttäuschen.
Auf Unternehmensseite ging es am Freitag deutlich ruhiger zu,
nachdem die Quartalsberichtsaison so gut wie beendet ist. Die Aktien
der Deutschen Euroshop sackten am MDax-Ende um mehr
als 2 Prozent ab. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) des auf
Einkaufszentren spezialisierten Immobilieninvestors stagnierten
weitgehend im ersten Halbjahr. Bei den Analysten kam das Zahlenwerk
negativ an.
Im Dax stiegen die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer
nach einer Kaufempfehlung der Bank of America um rund
2 Prozent. Schlusslicht waren die Aktien von Thyssenkrupp mit einem
Minus von 0,8 Prozent ihren Abwärtskurs fortsetzten.
Die Anteilsscheine der Deutschen Bank fielen
vormittags bis auf einen historischen Tiefstand von 5,777 Euro,
machten das Minus aber rasch wieder wett und notierten zuletzt 0,5
Prozent fester bei 5,91 Euro. Händler verwiesen zur Begründung der
vorübergehenden Kursdelle auf den heutigen "kleinen Verfalltag", der
immer wieder für stärkere Schwankungen bei den betreffenden
Wertpapieren oder Indizes sorgt. Am kleinen Verfalltag laufen an den
Terminbörsen Optionen auf Aktien und Indizes aus.
Eine Kaufempfehlung der britischen Bank HSBC ließ die Fielmann-Aktie
um 2,4 Prozent steigen. Die langfristigen
Wachstumsaussichten der Optikerkette seien intakt, versicherte
Analyst Paul Rossington. Zudem verwies er darauf, dass die Papiere
in den vergangenen zwei Monaten deutlich nachgegeben und damit
wieder Kurspotenzial hätten.
Die Titel von Freenet verteuerten sich um 2,1
Prozent. Der Sunrise-Großaktionär hatte angekündigt,
auf der Generalversammlung des Schweizer Telekomunternehmens gegen
die geplante Kapitalerhöhung zur Übernahme von UPC zu stimmen. Der
Kaufpreis von 6,3 Milliarden Franken sei zu hoch, sagte Freenet-Chef
Christoph Vilanek.
Bei den Aktien von United Internet und 1&1 Drillisch
nutzten die Anleger die hohen Vortagesverluste zum
Einstieg. Mit einem Plus von rund 13 Prozent machten die Papiere von
United Internet ihr Minus mehr als wett. 1&1 Drillisch stiegen
zuletzt um 7,6 Prozent.
Die Anteilscheine von Ceconomy fielen den sechsten
Börsentag in Folge und gaben um weitere 4,2 Prozent nach. Damit
summiert sich das Kursminus seit Donnerstag voriger Woche auf nun
rund ein Viertel des Börsenwertes. Am Vortag waren die Aktien des
Elektronikhändlers zudem unter die 200-Tage-Durchschnittslinie
gesunken, die als Indikator für den langfristigen Trend gilt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein neues historisches
Tief von minus 0,71 Prozent. Am Donnertag hatte die Rendite minus
0,68 Prozent betragen. Der Rentenindex Rex gewann
0,15 Prozent auf 147,19 Punkte. Der Bund-Future sank
um 0,13 Prozent auf 179,42 Punkte.
Der Kurs des Euro gab weiter nach und notierte
zuletzt bei 1,1076 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs am Vortag auf 1,1150 Dollar festgesetzt. Der Dollar
hatte damit 0,8969 Euro gekostet./edh/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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AXC0158 2019-08-16/14:49
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