Am deutschen Aktienmarkt hat sich die Lage
nach dem Kursrutsch zu Wochenbeginn wieder etwas entspannt. So legte
der Leitindex Dax bis zum frühen Dienstagnachmittag
um 0,83 Prozent auf 12 646,64 Punkte zu.
Am Vortag war der Dax aus Furcht der Anleger vor einer neuerlichen
Corona-Infektionswelle um mehr als 4 Prozent bis nahe an die 12 500
Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang August
abgerutscht. Dabei hätte der Leitindex fast seinen größten
Tagesverlust seit Mitte März erlitten, als der Corona-Crash gerade
noch am Laufen war.
Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte
stieg am Dienstag um 0,52 Prozent auf 26 637,24 Punkte. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand 0,7 Prozent
höher. Analyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets UK sprach
von einer Erholung nach dem starken Ausverkauf am Vortag.
Experten hatten am Montag den Markt als angeschlagen bezeichnet,
weil vor allem in Großbritannien die Angst vor einem neuen Lockdown
in der Corona-Krise zunehme. Fachleute wie der Chartexperte Andreas
Büchler von Index-Radar bleiben denn auch eher skeptisch: "Ein
schwacher Tag macht noch keinen Bärenmarkt, doch auf der
kurzfristigen Zeitebene häufen sich inzwischen die negativen Signale
wieder." Zum Glück sei der Dax aus charttechnischer Sicht nach unten
halbwegs gut abgesichert.
Angesichts der wieder erhöhten Corona-Sorgen griffen die Anleger an
diesem Dienstag unter anderem bei den vermeintlichen Gewinnern der
Krise zu. So stiegen die Aktien des Essenslieferdienstes Delivery
Hero als bester Dax-Wert um rund drei Prozent und die
des Kochboxenlieferanten Hellofresh im MDax um rund
ein Prozent.
Bei den Aktien von United Internet sowie 1&1
Drillisch war nun ein Erholungsversuch angesagt. Für
die United-Papiere ging es an der MDax-Spitze um mehr als sechs
Prozent und für jene der Mobilfunktochter 1&1 im Nebenwerteindex
SDax um fast drei Prozent nach oben. Am Montag waren
die Papiere der beiden Unternehmen wegen Gewinnwarnungen infolge des
Streits mit Telefonica Deutschland um den Zugang zum
O2-Netz um bis zu 28 Prozent eingebrochen.
Inmitten des Konflikts legt der Mobilfunkanbieter 1&1 Drillisch nun
Hoffnung in die Bundesnetzagentur. Die United-Tochter will die
anderen deutschen Netzbetreiber Deutsche Telekom und
Vodafone offenbar mithilfe der Regulierungsbehörden
zu neuen Verhandlungen rund um die Mitnutzung von deren Netzen
bewegen. Am Tag nach dem Kursrutsch blickten ferner einige Analysten
auf dem schwer gedrückten Niveau optimistischer auf United Internet.
Auch bei Grenke bekamen die Optimisten wieder etwas
Oberwasser: Die zuletzt wegen Vorwürfen eines Leerverkäufers schwer
unter Druck geratenen Anteilsscheine des Leasinganbieters stiegen um
gut sechs Prozent. Am Montag waren sie schon freundlich gestartet,
letztlich aber wieder tief ins Minus abgerutscht. Neue Reaktionen
von Grenke auf die Betrugsvorwürfe der Investorengruppe Viceroy
hatten dabei die zuletzt arg gebeutelten Aktien weiter schwanken
lassen. Wie bekannt wurde, prüft der Leasinganbieter aktuell die
Integration seines viel kritisierten Franchisesystems.
Am Devisenmarkt notierte der Euro zuletzt bei 1,1748
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf
1,1787 (Freitag: 1,1833) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,8484
(0,8451) Euro gekostet. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von
minus 0,52 Prozent am Vortag auf minus 0,53 Prozent. Der Rentenindex
Rex stieg um 0,06 Prozent auf 145,82 Punkte. Der
Bund-Future gab um 0,08 Prozent auf 174,38 Zähler
nach./la/jha/
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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AXC0216 2020-09-22/15:02
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