FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag seine anfänglich klaren Verluste im Handelsverlauf merklich eingedämmt. Der Dax kletterte am späten Vormittag auf sein Tageshoch und notierte zuletzt noch 0,32 Prozent im Minus bei 15 150,73 Punkten. Zur Eröffnung war der Leitindex um bis zu 1,2 Prozent abgesackt, bis an die Chartunterstützung bei rund 15 000 Punkten sowie an die 200-Tage-Trendlinie, die in diesem Bereich verläuft.

Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte drehte am Dienstag ins Plus und gewann zuletzt 0,15 Prozent auf 33 585,69 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone büßte rund 0,4 Prozent ein.

Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners sprach von einem aktuell "erbitterten Kampf" zwischen Bullen und Bären, der sich an den hohen Handelsumsätzen zeige. "Die einen versuchen, bei Rücksetzern billig in den Markt hineinzukommen, und die anderen versuchen, bei Kursanstiegen möglichst teuer herauszukommen", so Altmann. Die weitere Richtung sei offen - kurz bevor die Berichtssaison für das dritte Quartal durchstartet.

Aktuell treiben die Anleger unter anderem Sorgen wegen der hohen Verschuldung vieler chinesischer Immobilienkonzerne sowie Inflationsgefahren um. "Die gefährliche Spirale aus steigenden Energiepreisen, zunehmenden Inflationserwartungen und steigenden Renditen am Anleihemarkt dreht sich unaufhörlich weiter und lässt keine Kauflaune aufkommen", kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.

Neue Nahrung erhielten die Inflationssorgen von aktuellen Daten, die eine weitere Beschleunigung des hohen Preisauftriebs in Deutschland signalisierten. Im September kletterten die Großhandelspreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 13,2 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit der ersten Ölkrise im Jahr 1974. Im August 2021 hatte der Anstieg 12,3 Prozent und im Juli 11,3 Prozent betragen.

Eine wilde Berg- und Talfahrt erlebten die Gerresheimer-Aktien nach Quartalszahlen des Spezialverpackungsherstellers. Von einem anfänglichen Kurssprung um fast 6 Prozent war nach der ersten halben Stunde des Handels nichts mehr übrig. Nach einem kurzen Dreher ins Minus erholten sie wieder und gewannen zuletzt 2,0 Prozent. Eine anhaltend hohe Nachfrage nach Produkten wie Glasampullen, Spritzen und pharmazeutischen Kunststoffverpackungen gab Gerresheimer auch im dritten Geschäftsquartal (bis Ende August) Rückenwind. Hohe Rohstoffkosten belasteten aber die Gewinnmargen.

Spitzenreiter im MDax waren die Papiere von Cancom mit plus 3,4 Prozent. Sie kamen damit vom tiefsten Niveau seit Juli zurück, das sie in der Vorwoche erreicht hatten. Der IT-Dienstleister will gut neun Prozent seiner Aktien vom Markt zurückkaufen. Die Transaktion soll spätestens im Oktober 2022 abgeschlossen ein.

Nach dem rund elfprozentigen Kursabschlag vom Montag setzten die Titel von Teamviewer zu einer leichten Erholung um 3,3 Prozent an. Im frühen Handel waren sie allerdings auf ein weiteres Rekordtief abgesackt. Die Deutsche Bank stufte die Papiere ab. Analyst Gianmarco Conti sieht in der jüngsten Gewinnwarnung des Softwareherstellers nicht nur ein Großreinemachen. Das Ausmaß habe überrascht und klargemacht, dass dies nicht nur ein temporärer Rückschlag sei./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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AXC0127 2021-10-12/12:01

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