Trotz des sich immer noch ausbreitenden Coronavirus hat der deutsche Aktienmarkt seinen Erholungskurs am Dienstag fortgesetzt. Die gesunkene Wahrscheinlichkeit neuer US-Strafzölle gegen China verbunden mit Spekulationen über eine flexiblere Auslegung der Ziele aus dem Phase-1-Handelsvertrag beider Länder steigerten wieder die Risikoneigung der Investoren, erklärte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.

Der Dax baute seine Anfangsgewinne im weiteren Verlauf aus und liegt nur noch knapp unter der von charttechnisch orientierten Marktakteuren als wichtig erachteten Marke von 13 200 Punkten. Am späten Vormittag notierte das Börsenbarometer 1,11 Prozent höher bei 13 189,40 Zählern. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex wegen der Virus-Ängste mehr als 4 Prozent an Wert eingebüßt.

Für den MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten ging es am Dienstag um 0,91 Prozent auf 28 301,18 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann rund 1,2 Prozent.

Bei den Investoren überwiege derzeit die Hoffnung, dass die Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen die Epidemie wirksam sein werden und dass Peking die Wirtschaft verstärkt stütze, sagte Analyst Milan Cutkovic von AxiTrader.

Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank machte auf die seit Tagen existierende Branchenrotation am deutschen Aktienmarkt aufmerksam: "Der Risikohunger ist wieder vorhanden und so stehen die Aktien von Infineon, Covestro und Volkswagen hoch im Kurs. Defensive Unternehmen zum Beispiel aus dem Versorgersektor werden eher verkauft."

Die Aktien von Bayer standen mit einem Kursanstieg von 1,7 Prozent im Anlegerfokus. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf das Analysehaus Susquehanna berichtet, wurde der vor rund einer Woche verschobene Prozess gegen die Bayer-Tochter Monsanto zum Unkrautvernichter Glyphosat womöglich abgesagt. Ein Händler wertete dies als positives Signal mit Blick auf die Vergleichsverhandlungen zwischen Bayer und den vielen tausend Glyphosat-Klägern in den USA.

Spitzenreiter im Dax waren die Titel von Infineon mit plus 2,6 Prozent. Die Papiere des Chipkonzerns waren nach ihrem jüngsten Hoch seit Sommer 2018 binnen sechs Handelstagen um mehr als 12 Prozent abgesackt. Infineon legt an diesem Mittwoch Geschäftszahlen vor. Enttäuscht hatte die Anleger der Quartalsbericht des US-Halbleiterhersteller ON Semiconductor mit schwächeren Margen als erwartet.

Mit einem Kursplus von 7,2 Prozent eroberten Varta-Papiere die tags zuvor gerissene, als Trendindikator geltende 200-Tage-Linie zurück. Mit einem Verlust von zwischenzeitlich rund 40 Prozent im laufenden Jahr sind sie mit Abstand schwächster MDax-Wert des noch jungen Jahres. Analyst Floran Pfeilschifter vom Analysehaus Mainfirst hatte den Papieren tags zuvor mit einer bestätigten Kaufempfehlung die Stange gehalten.

Die Papiere von Amadeus Fire reagierten mit einem Kursaufschlag von 3,2 Prozent auf die Bekanntgabe der Jahreszahlen des Personaldienstleisters. Zudem erklommen sie mit 162,60 Euro ein weiteres Rekordhoch.

Dagegen sackten die Anteilsscheine von Ado Properties um 2,4 Prozent ab und bildeten damit das Schlusslicht im SDax. Zuvor hatte die Commerzbank die Aktien des Immobilienkonzerns von "Buy" auf "Reduce" abgestuft und das Kursziel von 50 auf 27 Euro fast halbiert. Analyst Tom Carstairs glaubt nicht, dass die geplanten Übernahmen der Konkurrenten Adler und Consus aus Sicht der Ado-Aktionäre eine angemessene Werthaltigkeit repräsentieren./edh/mis

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0152 2020-02-04/11:54

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