Vor dem mit Spannung erwarteten Notenbanker-Treffen in Jackson Hole zeichnen sich für den deutschen Aktienmarkt am Freitagmorgen Gewinne ab. Der X-Dax als Indikator für den Leitindex signalisierte diesen rund eine Stunde vor Handelsstart um 0,66 Prozent fester bei 11 824 Punkten. Damit würde der deutsche Leitindex seine Verluste vom Vortag wettmachen. Der EuroStoxx 50 wird um 0,4 Prozent fester erwartet.

Sollte es bei den erwarteten Gewinnen im Dax bis Handelsende bleiben, würde das Börsenbarometer auf Wochensicht ein Plus einfahren. Noch in der vergangenen Woche war der deutsche Leitindex wegen Rezessionsängsten auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr gerutscht.

Große Erwartungen haben die Börsianer nunmehr an das Notenbanker-Treffen in den USA. Besonders spannend dürfte es werden, wenn Fed-Chef Jerome Powell am Nachmittag die Eröffnungsrede auf dem jährlichen Notenbanker-Symposium in Jackson Hole hält. Die Finanzmärkte erhoffen sich Hinweise auf die künftige Geldpolitik der Fed, nachdem das zur Wochenmitte veröffentlichte Protokoll zur jüngsten Sitzung der US-Notenbank keine klare Richtung vorgegeben hatte.

Wenn Powell hier zu vage bleibt, könnte dies Folgen haben: "Investoren wollen nicht akzeptieren, dass es keine weiteren Zinssenkungen gibt, und haben für dieses Jahr mindestens zwei weitere schon eingepreist", sagte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Sollte Powell diese Erwartung enttäuschen, könnten wieder Sorgen um eine Rezession aufkommen und die Märkte könnten die Fed "abstrafen", so Erlam.

Auch Analyst Thomas Altmann von QC Partners warnt vor der Fallhöhe für die Märkte, ist aber überzeugt, dass Powell angesichts der konträren Meinungen innerhalb der Fed keine definitiven Zinssenkungen in Aussicht stellen kann. Stattdessen dürfte der Fed-Chef einmal mehr auf die Flexibilität der Fed abstellen und den Anlegern die Deutungshoheit über dieses Wort überlassen, vermutet der Experte. "Für Powell wird das heute ein schwieriger Spagat."

Auf Unternehmensseite dürften Spekulationen rund um den Industriekonzern Thyssenkrupp die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nach der Absage der Fusion mit Tata Europe Steel prüft der Konzern einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge nun als Alternative die Übernahme des Stahlhändlers Klöckner. Damit würde Thyssenkrupp sein Werkstoffgeschäft stärken, das zusammen mit der Stahlherstellung den neuen Kernbereich des Unternehmens bilden soll. Vorbörslich profitierte vor allem Klöckner & Co -Aktien, sie verteuerten sich auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um fast 18 Prozent. Thyssenkrupp-Anteile legten um mehr als zweieinhalb Prozent zu.

Umbaupläne bleiben auch das Thema bei der Commerzbank , die nach einem Bericht der "Börsen-Zeitung" den weiteren Abbau von bis zu 2500 Stellen prüft. Zuvor war in Medien über die Schließung mehrerer hundert Filialen spekuliert worden.

Anleger sollten zudem Softwarehersteller SAP nach guten Zahlen des US-Konkurrenten Salesforce im Blick behalten - ebenso wie den IT-Dienstleister Bechtle , dessen Aktien von einer Kaufempfehlung durch die Baader Bank bereits vorbörslich profitierten. Zudem gibt es noch Zahlenmaterial aus den hinteren Börsenreihen, etwa vom Maschinenbauer Aumann und vom Eisenbahn-Logistiker VTG ./tav/jha/

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AXC0053 2019-08-23/08:19

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