Die Erholungsrally am deutschen Aktienmarkt dürfte am Donnerstag vorerst eine Pause einlegen. Vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) werden sich die Anleger wohl zunächst zurückhalten. So deutet der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex gut eine Stunde vor dem Handelsstart auf ein moderates Minus von 0,1 Prozent auf 12 478 Punkte hin.

Am Vortag hatte sich die fulminante Aufholjagd im Dax weiter fortgesetzt, um fast acht Prozent ging es an den beiden ersten Handelstagen des Monats bereits aufwärts. Die Rally setzte sich später auch an der Wall Street fort. Besser als befürchtete Konjunkturdaten vom US-Arbeitsmarkt und robuste Konjunktursignale aus China hatten die Anleger in ihrer Wette auf eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft weiter befeuert.

Marktteilnehmer hatten tags zuvor jedoch bereits vor einer zumindest kurzfristigen Überhitzung gewarnt. Stratege Jeffrey Halley vom Broker Oanda sprach von einer "Alles-Kaufen-Rally", die sich an der New Yorker Börse ungebremst fortgesetzt habe. Triebfeder waren dort die trotz Corona-Krise überraschend stabilen Daten des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP gewesen.

In Asien zeigten sich am Morgen nun jedoch Ermüdungszeichen. Viele Fachleute halten es für möglich, dass die Europäische Zentralbank am frühen Nachmittag eine Aufstockung ihres neuen Krisen-Anleihekaufprogramms (PEPP) beschließt. Spekuliert wird dabei auf eine Ausweitung um 500 Milliarden auf dann 1,25 Billionen Euro und eine Verlängerung der Laufzeit bis ins kommende Jahr.

Am Morgen geht es für die Anleger zunächst aber einmal um die Bewertung des Konjunkturpakets, auf das sich die Spitzen der Koalition nach zähem Ringen in Deutschland geeinigt haben. Es soll für 2020 und 2021 ein Volumen von 130 Milliarden Euro haben. Mit Blick auf die Autobranche entschieden sich die Politiker gegen eine Kaufprämie für abgasarme Benziner und Dieselautos, beschlossen allerdings deutlich höhere Prämien für Elektroautos. Das könnte auch die Kurse des Sektors in Bewegung bringen.

Für Bayer -Aktien ging es vorbörslich abwärts angesichts des Urteils eines US-Gerichts, das eine unter Einschränkungen erteilte Zulassung des Unkrautvernichters Dicamba des Konzerns aufgehoben hat. Ein Händler sagte, der Fall sei zwar kaum vergleichbar mit dem desaströsen milliardenschweren Streit um den Unkrautvernichter Glyphosat, doch dürfte dies auf der Stimmung für die Aktie lasten. Die Entscheidung bedeutet, dass Landwirte Dicamba nun nicht mehr verwenden dürfen. Von dem Urteil ist auch der Chemiekonzern BASF betroffen, der ebenfalls Dicamba-Produkte vertreibt.

Nachrichten gab es zudem noch vom Wind- und Solarparkbetreiber Encavis , der mit dem Partner Sunovis einen Kooperationsvertrag über den Aufbau eines mindestens 200 Megawatt großen Solar-Portfolios geschlossen hat.

Mit Spannung wird zudem die nachbörsliche Überprüfung der Dax-Indizes durch die Deutsche Börse erwartet. So bringt wahrscheinlich der Kurseinbruch bei der Lufthansa im Zuge der Corona-Krise den Abstieg aus dem Dax mit sich. Nach fast 32 Jahren Mitgliedschaft im deutschen Leitindex wird die Fluggesellschaft sehr wahrscheinlich ihren Platz für den Immobilienkonzern Deutsche Wohnen räumen müssen.

Darüber hinaus werden noch weitere Wechsel in den hinteren Börsenreihen erwartet. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann./tav/jha/

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0093 2020-06-04/08:23

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