PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Handelsplätze haben am Donnerstag nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed nachgegeben. Zwar war der Schritt von den meisten Experten erwartet worden. Für Aufsehen sorgte unter Marktteilnehmern allerdings das klare Bekenntnis, auch weiterhin resolut gegen die Teuerung vorzugehen. Damit schwinden die Chancen auf eine "weiche Landung" der Wirtschaft.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rutschte am Mittag um 0,3 Prozent auf 3480,67 Zähler ab. Seine Gewinne vom Vortag schmolzen damit teils wieder ab. Auch in Paris notierten Aktien schwächer: Der Leitindex Cac 40 sackte um 0,6 Prozent auf 5998,03 Zähler ab. Besser lief es in London, wo die Bank of England heute ihren Zinsentscheid verkündet. Der britische FTSE 100 lag mit 7225,80 Punkten rund 0,2 Prozent im Plus.

"Die Worte des US-Notenbankvorsitzenden waren deutlich und haben klar auf weitere restriktive Zinsschritte hingewiesen", schrieb Marktexperte Andreas Lipkow. Als "erschreckend" bezeichnet er die Aussage, dass die Inflationsbekämpfung in den Augen der Fed wichtiger sei als die wirtschaftliche Entwicklung. Mit dem klaren Kurs der Fed wachse auch der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), sich mit hohen Zinsen gegen die Teuerung zu stemmen, hieß es am Markt.

Unter den Einzelwerten bekamen vor allem Geldhäuser den Rückenwind der Zentralbanker zu spüren. Angeführt wurde das Branchentableau von südeuropäischen Banken wie Intesa Sanpaolo und Banco Santander , die im schwachen Gesamtmarkt um mehr als 1,5 Prozent zulegten. Auch die Notenbanken in Norwegen und der Schweiz hatten am Vormittag ihren Leitzins erwartungsgemäß angehoben.

Leidtragende der steigenden Zinsen waren hingegen die Technologiewerte, die als besonders zinssensibel gelten. Zu den Verlierern zählte etwa der Chipindustrie-Ausrüster ASML , dessen Aktien zwei Prozent verloren. Auch die Aktien des Chip-Konzerns Infineon ließen Federn.

Zu den größten Verlierern unter den kleineren Werten zählte der britische Wasserstoff-Spezialist Ceres Power . Bei der Zahlenvorlage am Morgen offenbarte das Management, dass eine wichtige Kooperation mit Bosch und Weichai erst im kommenden Jahr starten könne und nicht wie geplant im zweiten Halbjahr. Für das laufende Jahr schmälere das die Einnahmen. Der Aufschub sei eher eine kurzfristige Hürde denn ein tatsächlicher Rückschlag, kommentierte Berenberg-Analyst James Carmichael. Die Aktie sackte dennoch um rund zwölf Prozent ab./jcf/mf/men

 ISIN  GB0001383545  FR0003500008  EU0009658145

AXC0137 2022-09-22/11:50

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