Die Klettertour an Europas Börsen geht weiter - wenn auch im Schneckentempo. Als Kursstütze erwies sich die Fortsetzung der Handelsgespräche zwischen den USA und China. Deren Verlängerung über die ursprüngliche Frist hinaus erscheine als wahrscheinlichstes Szenario, kommentierte Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK.

Der EuroStoxx 50 quälte sich auf ein neues Hoch seit Mitte Oktober - gegen Mittag wies der Leitindex der Eurozone ein Kursplus von 0,28 Prozent auf 3273,00 Punkte aus. Auf Wochensicht winkt ihm damit ein Gewinn von knapp einem Prozent. Der französische Cac 40 stieg zuletzt um 0,37 Prozent auf 5215,40 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ging es ebenfalls um 0,37 Prozent hoch auf 7193,83 Punkte.

Unter der Leitung von US-Finanzminister Steven Mnuchin und dem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer sind am Donnerstag die Gespräche zur Beilegung des US-Handelsstreits mit China in Washington fortgesetzt worden. Beide Seiten hatten sich ursprünglich ein Ultimatum bis zum 1. März gesetzt, um den Streit beizulegen. Sollte es keine Einigung geben, würden die Zölle auf Einfuhren aus China in die USA sogar noch weiter verschärft.

Das Weiße Haus hatte jedoch zuletzt erklärt, dass die Frist nicht zu halten sei. Präsident Donald Trump hatte betont, dass er bereit sei, solange keine weiteren Zölle zu erheben, wie die Verhandlungen in erfolgversprechender Weise weiterliefen.

Im marktbreiten Stoxx Europe 600 führte der Subindex der Bergbau- und Rohstoffunternehmen mit gut anderthalb Prozent Plus die Gewinnerliste unangefochten an.

Schlusslicht in der Übersicht war dagegen der Index der Lebensmittel- und Getränkehersteller, der um ein halbes Prozent nachgab. Hier belasteten negative Nachrichten des US-Nahrungsmittelkonzern Kraft Heinz , der 2018 wegen milliardenschwerer Abschreibungen auf den Wert vieler Marken tief in die roten Zahlen gerutscht war und dessen Aktien daraufhin nachbörslich um über 20 Prozent abgestürzt waren.

Titel von AB Inbev büßten daraufhin am EuroStoxx-Ende fast zweieinhalb Prozent ein. Dem Analysehaus RBC zufolge lassen die schwachen Zahlen von Kraft Heinz negative Rückschlüsse auf den Brauereikonzern zu. Als Bindeglied zwischen beiden Unternehmen sieht Analyst James Edwardes Jones die brasilianische Investmentgesellschaft 3G Capital. Sie hält rund 22 Prozent an Kraft Heinz und war 2008 an der feindlichen Übernahme von Anheuser-Busch durch InBev beteiligt.

Dagegen glänzten die Aktien von Societe Generale mit fast zwei Prozent Plus als bester Wert im Eurozonen-Leitindex. Die französische Bank will ihren Sparkurs verschärfen und dafür informierten Kreisen zufolge viele Stellen im Investmentbanking streichen. Sie könnte demnach Hunderte oder sogar Tausende Arbeitsplätze im globalen Kapitalmarktgeschäft, aber auch in der Finanz- und Personalabteilung kürzen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Bei der Telekommunikationsgesellschaft Telecom Italia konnten sich die Anleger über einen mehr als dreiprozentigen Kursanstieg freuen. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem britischen Konkurrenten Vodafone zum Aufbau eines Netzwerks für den neuen Mobilfunkstandard 5G sei positiv für die Italiener, schrieb Goldman-Analyst Andrew Lee.

Allerdings hätten sie mit den Zahlen für das Schlussquartal 2018 die Konsensschätzungen knapp verfehlt, so der Experte weiter. Die schwachen Trends auf dem heimischen Markt stimmten ihn bezüglich der neuen mittelfristigen Unternehmensziele vorsichtig. Telecom Italia gab angesichts des harten Wettbewerbs zudem das ursprüngliche Gewinnziel für das laufende Jahr auf.

In London schossen die Anteilsscheine von Dairy Crest um knapp 13 Prozent auf 625 Pence hoch, nachdem sich der Milchprodukte-Hersteller mit Saputo auf eine Übernahme durch den kanadischen Konkurrenten geeinigt hatte. Saputo legt dafür 975 Millionen Pfund auf den Tisch, womit das Angebot Dairy Crest mit 620 Pence je Aktie bewertet. Dank einer nun fünftägigen Kursrally notiert das Papier nun so hoch wie seit September 2017 nicht mehr.

Dagegen gaben die freundlich gestarteten Pearson -Papiere zuletzt um über ein halbes Prozent nach. Der Medienkonzern habe im vergangenen Jahr erwartungsgemäß abgeschnitten, schrieb Berenberg-Analystin Sarah Simon./gl/tav

 ISIN  GB0001383545  FR0003500008  EU0009658145

AXC0121 2019-02-22/12:17

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