(Neu: UBS-Analyst, Kurs aktualisiert.)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwache Profitabilität und ein Abfluss freier Mittel im zweiten Quartal - das war für die Aktionäre des Autozulieferers Leoni am Mittwoch zu viel. Viele trennten sich von den Papieren, die bis auf fast 38 Euro fielen. Weniger hatten sie zuletzt im März 2017 gekostet. Zuletzt waren sie mit einem Minus von noch 9,69 Prozent auf 38,60 Euro abgeschlagenes Schlusslicht im Index der mittelgroßen Werte MDax .

Beim operativen Gewinn (Ebit) habe der Kabel- und Bordnetzspezialist die Erwartungen verfehlt, erklärte Analyst Julian Radlinger von der schweizerischen Bank UBS. Zudem sei der freie Mittelfluss (Free Cashflow) mit minus 29 Millionen Euro schwach gewesen. Auch der Auftragseingang überzeugte den Experten nicht.

Vor diesem Hintergrund vermochte auch der angehobene Umsatzausblick die Gemüter der Investoren nicht zu beruhigen - zumal gemeinhin mit dem Schritt gerechnet worden war. Zudem basiert die Erhöhung maßgeblich auf dem gestiegenen Kupferpreis, also lediglich auf der Weitergabe höherer Kosten an die Kunden.

So wies Interimschef und Finanzvorstand Karl Gadesmann auch darauf hin, dass der MDax-Konzern im ersten Halbjahr vor allem wegen des höheren Kupferpreises mehr Umsatz erwirtschaftet habe als zu Jahresbeginn selbst erwartet worden sei. Vor allem in der Kabelsparte, die vorwiegend Kupferkabel für die Autobranche und andere Industrien fertigt, spielt der Kupferpreis eine große Rolle.

Trotz des nun optimistischeren Zieles eines Umsatzes von mindestens 5,1 Milliarden Euro im Gesamtjahr hielt der Bordnetzspezialist am Gewinnausblick lediglich fest: Vor Zinsen und Steuern werden weiterhin 215 bis 235 Millionen Euro angepeilt.

Immerhin habe Leoni anders als andere Autozulieferer keine Gewinnwarnung ausgegeben, wenngleich das Management auf einen schwächeren operativen Gewinn im zweiten Halbjahr hingewiesen habe, schrieb Analyst Tim Schuldt von der Equinet-Bank in einer ersten Reaktion. Letztere hänge vor allem von höheren Ausgaben für die Vorproduktion neuer Kabelsystem-Projekte zusammen.

All das ist aber weitgehend bekannt. Analysten hatten auf vorübergehende Belastungen durch die Einführung neuer Produkte schon in den vergangenen Monaten hingewiesen. Mit einem Minus von rund einem Drittel im bisherigen Jahresverlauf sind die Leoni-Papiere denn auch einer der schwächsten Werte im MDax, der im gleichen Zeitraum leicht stieg.

Beschleunigt hatte sich die Talfahrt zuletzt im Juni im Sog des Zollstreits zwischen den USA und China sowie Bedenken der Anleger wegen der Belastungen für viele Autobauer durch die neuen Abgas- und Verbrauchstests. Analyst Michael Punzet von der DZ Bank geht allerdings nicht davon aus, dass WLTP größere Auswirkungen auf Leoni haben wird. Laut Leoni-Management sind die Probleme einiger Autobauer auch im Auftragseingang und den Kundenabrufen nicht zu sehen./mis/ag/men

 ISIN  DE0005408884

AXC0129 2018-08-15/13:52

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