(Neu: Aktueller Kurs, mehr Hintergrund, Analystenstimmen)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der kostenintensive Rückzug einer Tochter aus dem Nahost-Geschäft hat den Anlegern von Hochtief am Donnerstag einen schweren Schlag versetzt. Mit einem Abschlag von 6,9 Prozent auf 110 Euro fiel das Minus aber zuletzt glimpflicher aus als noch im frühen Handel: In ersten Reaktionen war die Aktie bis auf 106,50 Euro und damit auf ein Tief seit Oktober gefallen.

Der Baukonzern gab am Donnerstag eine herbe Ergebnisbelastung im Zuge des geplanten Abschieds der australischen Tochter Cimic aus dem Nahen Osten bekannt. Die Australier wollen sich dort von ihrem Minderheitsanteil am Unternehmen Bic Contracting trennen, was auch wegen abgegebener Finanzgarantien zu einer Belastung von etwa 1,1 Milliarden Euro führt. Der Cimic-Aktienkurs war daraufhin in Sydney um fast ein Fünftel eingebrochen.

Cimic gehört zu fast 73 Prozent zu Hochtief und gilt derzeit als wichtigster Gewinnbringer des Mutterkonzerns, auf den die Sonderaufwendungen mit einer einmaligen Ergebnisbelastung von etwa 0,8 Milliarden Euro durchschlagen. Dazu erwartet Hochtief einen Barmittelabfluss im laufenden Jahr von etwa 400 Millionen Euro. Laut dem Commerzbank -Experten Norbert Kretlow entspricht dies 6 Euro je Hochtief-Aktie. Diese fiel am Donnerstag jedoch um etwa 8 Euro.

Kritische Äußerungen gab es am Markt zu den Dividendenaussichten. Aktionäre sollen zwar für 2019 mit 5,80 Euro etwas mehr erhalten als im Vorjahr, die Auszahlung ist aber etwas weniger als die von Analysten erwarteten 5,95 Euro. Ein Händler blickte auch schon skeptisch auf die Dividende für 2020. Den Liquiditätsabfluss wegen der Cimic-Geschichte werde Hochtief wohl erst in diesem Jahr verbuchen, vermutete der Börsianer.

Analysten zeigten sich trotzdem gelassen. Sie sehen in dem Kursrückschlag eine Einstiegsmöglichkeit. Laut Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe eliminiert Cimic mit dem vollständigen Rückzug einen großen Unsicherheitsfaktor. Gerade für Dividendenjäger könnte sich eine gute Möglichkeit ergeben.

Ähnlich sieht es Commerzbank-Experte Kretlow, der in seinem Kommentar die operativ gute Entwicklung in den Vordergrund hob. Hochtief hatte am Donnerstag auch mitgeteilt, dass die Prognosen für das operative Geschäft im Jahr 2019 erreicht werden. Den bereinigten operativen Konzerngewinn erwartet Hochtief mit etwa 660 Millionen Euro im Rahmen der Prognose von 640 bis 680 Millionen Euro.

Kein Verständnis zeigte Kretlow für die Kursentwicklung in Sydney bei Cimic. "Der Kurssturz um 20 Prozent macht auf uns einen zu harten Eindruck", so der Commerzbank-Experte. 3 bis 5 Prozent wären gerechtfertigt gewesen./tih/mf/fba

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AXC0151 2020-01-23/12:22

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