Da werden Erinnerungen an den Wirecard-Skandal wach: Auch beim Absturz des Zahlungsdienstleisters spielte Fraser Perring eine entscheidende Rolle. Als Wirecard (WKN: 747206) im Jahr 2020 in sich zusammenbrach, weil rund 1,9 Mrd. Euro in den Büchern fehlten, hatte der Leerverkäufer das Unternehmen bereits vier Jahre lang gejagt.

2022 hat Perring die Adler Group (WKN: A14U78) im Visier. Betrogen und getäuscht haben soll das Management des Immobilien-Unternehmens. KPMG weigert sich, den Jahresabschluss 2021 freizugeben. Die untestierten Zahlen weisen einen Jahresverlust von mehr als einer Milliarde Euro aus.

Mittlerweile sind auch die Finanzaufseher der BaFin an dem Fall dran. Allein aufgrund des enormen Schuldenberges sprechen Experten von einer gewissen Systemrelevanz. Den Konzern belasten rund 7,2 Mrd. Euro langfristige und 1,3 Mrd. Euro kurzfristige Verbindlichkeiten.

Die Turbulenzen machen sich längst auch an der Börse bemerkbar. Adler-Aktionäre verloren seit Jahresanfang 50,9 % ihres Investments. Mit Blick auf die vergangenen drei Jahre liegt das Minus bei satten 87,8 %.

Einmal mehr scheint sich zu bewahrheiten, dass eine Wette gegen Fraser Perring ins Leere läuft und zu großen Verlusten führen kann. In ihrem Bericht schrieb Perrings Investmenthaus Viceroy Research von einer „kleptokratischen Gruppe“, die die Adler Group plündere.

Woran hapert es eigentlich bei der Adler Group?

Vor zehn Jahren startete das Unternehmen und begann damit, Wohnimmobilien zu kaufen und zu vermieten. Das Timing war exzellent. Schließlich begann in Deutschland gerade der Immobilienboom.

Aus einem späteren Zusammenschluss mit der deutlich größeren Gesellschaft Ado Properties und dem Entwickler Consus, der große Wohnblöcke baut, erwuchs Adler, heute einer der größten Immobilienkonzerne der Republik.

Doch der Weg nach oben ist bis heute mit einigen Ungereimtheiten gepflastert. Adler und seine Vorgänger tätigten Geschäfte mit Partnern, die nicht zahlen wollten. Es gab zudem eigenartige Deals mit dem Großaktionär Aggregate Holdings aus Luxemburg. Bei An- und Verkäufen wurden Preise aufgerufen, die sich kaum nachvollziehen lassen. Und auch der Zukauf von Consus sieht heute abstrus überteuert aus.

Seit Februar dieses Jahres ist Stefan Kirsten als Verwaltungsratschef der neue starke Mann bei Adler. Er erachtet den Konzern weiterhin als „grundsolide mit klaren Immobilienwerten und Finanzierungen dahinter“. Aufgabe sei es aus seiner Sicht nun, eine strategische Nische zu finden. Insbesondere Immobilien in Berlin will er stärker in den Blick nehmen. Im November möchte die Adler Group ihre neue Strategie offiziell vorstellen. Ich bin sehr gespannt auf die Präsentation.

Fettes Minus im ersten Quartal 2022

Die Adler Group kann zwar etwas Boden gutmachen bei den Funds from Operations (FFO). Diese im Immobiliensektor wichtige Kennzahl stieg in den ersten drei Monaten des Jahres auf 29,7 Mio. Euro. Unterm Strich steht jedoch ein Verlust von 14,9 Mio. Euro.

Adler

Und nicht nur das. Auch die Bilanz sieht verheerend aus. Der Verschuldungsgrad (Fremd- zu Eigenkapital) kletterte in den vergangenen fünf Jahren von 61,8 auf 190,1 %. Von der Aktie halte mich fern und eine Anlage-Empfehlung gebe ich hiermit auch nicht ab.

Dafür ist mir das Investment viel zu spekulativ und die operative Zukunft viel zu ungewiss. Und letztlich wage ich es auch nicht, die Recherche von Viceroy Research anzuzweifeln.

Generell hat es die Immo-Branche zurzeit nicht leicht. Und auch viele andere deutsche Schwergewichte haben mit überteuerten Investments zu kämpfen. Dennoch bietet der Sektor momentan einige deutlich interessantere Chancen als die Adler Group.

Der Artikel Adler Group im 87,8-%-Crash: Wette niemals gegen Fraser Perring! ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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