Denn egal wohin man blickt, für Euroanleger:innen war im bisherigen Jahr grosso modo nichts zu verdienen. Assetklassen wie Aktien und Anleihen legten einen Paarlauf ins Minus aufs Parkett, einzig der starke US-Dollar half etwa bei Gold mit, dass sich hier noch ein hauchdünnes Plus ausgeht. Sollten Euro-Anleger:innen angesichts der Nähe zum Krieg in der Ukraine überhaupt ihr Geld in anderen Regionen anlegen? Und welche Assetklassen sind zu bevorzugen? Apropos US-Dollar. Dieser ist für Galler mittlerweile eine der weltweit teuersten Währungen … und so lange die politischen Unsicherheiten anhalten, dürfte sich daran auch nichts ändern.

Chancen.

Bei Euro-Anleger:innen konstatiert Galler einen traditionell (zu) großen Home-Bias. Diesen würde er reduzieren: „Ich bin der Meinung, dass die Chancen außerhalb Europas interessanter sind.“

Anleihen höherer Qualität – und längerer Laufzeit – beginnen für Galler wieder interessant zu werden, hier haben für ihn schon sehr viele der zinsseitigen Anpassungen stattgefunden und es sind mittlerweile Renditeniveaus erreicht, die auf mittlere Sicht bereits eine positive Realverzinsung in Aussicht stellen, nach Abzug der Inflation. „Länger laufende Anleihen höherer Qualität sind wieder besser in der Lage, das Portfolio vor Volatilität an den Aktienmärkten zu schützen.“

Apropos Inflation. Hier spricht für Galler einiges dafür, dass der Druck in den kommenden Monaten nachlässt, die Teuerung uns aber länger begleiten wird, als sich der Markt erhofft. Aber eben nicht mehr auf den aktuellen Jahrzehntehochs nahe der Zweistelligkeit. Dafür sprechen für Galler sowohl die nachlassende Wirtschaftsaktivität (was die Nachfrage reduziert) als auch die sich mittlerweile einstellenden Verhaltensänderungen der Bevölkerung, wo nicht mehr 2x täglich der Amazon- oder Lieferando-Mann klingelt. „Manche Dinge regelt der Markt selbst, was man oft vergisst“, sagt Galler.

Ob sich Galler mehr vor Inflation oder Rezession fürchtet, beantwortet er mit: „Die Dosis macht das Gift“ – womit für ihn gerade Inflation das größere Problem ist.

Zum „Zwei-Prozent-Ziel“ der Notenbanken erwartet Galler in den kommenden Jahren eine noch zu führende Diskussion. Auch weil wir erlebten, wie der ‚Zwang‘ das Ziel zu erreichen, zur Fehlentwicklung in der Geldpolitik einer viel zu langen Negativzinsphase führte, „die dann Staaten, Unternehmen und Private dazu incentivierte, sich weiter zu verschulden. Da wurden sicher Fehlanreize gesetzt.“

Dass die Inflationsentwicklung künftig eher höher als früher sein wird ist für Galler auch absehbar: Deglobalisierung führt zu Effizienzverlusten was preissteigernd wirkt, wie auch die umweltpolitischen Regulierungen.

Dem stehen anhaltend disinflationäre Tendenzen gegenüber wie der technologische Fortschritt, die Preistransparenz durchs Internet aber auch eine durch Home-Office forcierte immer größer werdende Schwächung der Gewerkschaften.

Euro-Anleger:innen im Rentenbereich rät Galler zu US-Anleihen aus den Bereichen Investment Grade und dortige High Yields. Für diesen Markt spricht der gegenüber Europa größere Anteil von Energieunternehmen. Und die konjunkturelle Lage ist nicht ganz so unsicher wie in Europa.

Gleiches gilt für Asien (und China), wo es querbeet deutlich weniger Konjunktursorgen gibt: „Dort ist eher die Frage, wann kommt das Wachstum zurück? Bei uns ist die Frage, wann kommt die Rezession?“

Galler blendet die Möglichkeit eines Konfliktherds Taiwan nicht aus, aber gerade auch deshalb und angesichts der sich zeigenden Reglobalisierungstendenzen: „Wenn die Welt bipolarer wird kann es aus Portfoliosicht sinnvoll sein, dass man in beide Blöcke investiert.“

Dividenden bevorzugt.

Im Aktienbereich fürchtet Galler, dass die allgemeinen Gewinnerwartungen angesichts einer möglichen Rezession noch zu hoch sind, „ein Risiko, dass wir zu optimistisch sind“. In diesem Umfeld werden Aktien mit einer Gewinn- und Dividendenstabilität bevorzugt, „diese sollten den Markt outperformen können“.

Und gibt noch einen Denkanstoß gen Zukunft mit. Denn Galler erwartet durch all unsere aktuellen Probleme eine grundsätzliche Verschiebung in der Ökonomie: vor und speziell in der Pandemie wanderten die Profite vermehrt zu jenen Unternehmen, die nahe an den Konsument:innen sind. Jetzt, da die Inputkosten größer werden, haben diese schlechtere Karten als Unternehmen am Anfang der Wertschöpfungskette. Der verzichtbare und der zyklische Konsum werden es schwerer als bisher haben.

Fondslösung.

Gallers Ideen zum Aktienmarkt werden u.a. im JPMorgan Investment Funds – Global Dividend Fund (LU0714179727) umgesetzt. Der Fokus liegt auf Unternehmen, die attraktive Ausschüttungen bieten und in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie die Ausschüttungen nachhaltig steigern können. Zusätzlich investiert das Fondsmanagement auch in Unternehmen mit hohem Wachstum. Dies streut einerseits das Risiko und bietet so langfristig bessere Wertentwicklungschancen.

Zuletzt noch das Stichwort ESG. Hier ist Galler ‚Fan‘ des Best-in-Class-Ansatzes, „dann bekommt ESG die meisten PS auf den Boden“. Sicherlich gibt es schmutzigere Branchen als andere – Stichwort Energie, Rohstoffe – aber diese sind trotzdem notwendig, auch zur Umsetzung der Energiewende. „Aber was man tut, sollte man so sauber und nachhaltig und so sozial verträglich wie möglich tun. Alles andere löst das Problem nicht.“ Hier kommt für Galler Engagement zu tragen, der sanfte Druck der Stakeholder gen mehr ESG-Anstrengungen in Unternehmen. 

 

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