Und die letzte ist die Tatsache, dass Aktien als konkurrierende Anlageklasse offenbar wieder einmal bessere Renditen bieten.“ Absolute-Return-Strategien könnten diese Herausforderungen jedoch für sich nutzen, ist der Experte überzeugt. 

Vier Herausforderungen für erstklassige Industrieländeranleihen:

Anziehende Inflation

Nachdem die Deflation das letzte Jahrzehnt dominierte, herrscht nun Sorge über die anziehende Inflation. Die Konjunkturerholung breitet sich auf viele Kernländer aus. Energie- und Metallpreise steigen wieder an, und das Angebot an verfügbaren Fachkräften nimmt weltweit ab. „Je höher die Inflationserwartungen steigen, umso höher steigen auch die Anleihenrenditen. Der Kauf inflationsgebundener Anleihen, deren Kurse ebenfalls vom Niveau der Nominalrenditen und der Inflation sowie von Angebots- und Nachfragefaktoren beeinflusst werden können, dürfte nicht die beste Antwort sein“, sagt Tim Haywood. Die Gewinne aus einer ansteigenden Inflation könnten geringer sein als die Verluste aus dem Anstieg der herkömmlichen Renditen.

 

Steigende Zinssätze

„Daneben steigen die Leitzinsen allmählich. Das zieht auch die Renditen in den meisten Industriestaaten mit nach oben, angeführt von Nordamerika. Nach jahrelangen Zinssenkungen haben die meisten Zentralbanken einen Tiefpunkt erreicht. Die Anleihenmärkte werden den Rückenwind verlieren, der sie seit 30 Jahren gestützt hat“, so Haywood weiter.

 

Ende der quantitativen Lockerung

Die Assetkäufe der Zentralbanken finden zusehends ihr Ende, sind bereits beendet oder werden rückgängig gemacht. „US-Treasuries sind unter anderem deshalb gefallen, weil einer der größten Käufer zu einem Verkäufer geworden ist“, erläutert Haywood. Zudem trieb die angekündigte Drosselung der Anleihenkäufe durch die Europäischen Zentralbank (EZB) die Renditen europäischer Staatsanleihen in die Höhe. Im Vergleich zu den Netto-Anleihenemissionen der USA war das quantitative Lockerungsprogramm (QE) der EZB sehr umfangreich.

 

Niedrige Renditen

Die Renditen von qualitativ hochwertigen Anleihen seien nicht gerade hoch. „Anleihen im Wert von Billionen bieten immer noch negative Rückzahlungsrenditen. Selbst positive Renditen sind im Vergleich zu den letzten fünf Jahrzehnten nur selten hoch. Diese Anlagen bieten nur geringe oder gar keine Sicherheitsmargen“, so Haywood. Das Halten von Anleihen mit einer negativen Rückzahlungsrendite sei eine Garantie dafür, nominal Geld zu verlieren. „Der Verlust fällt höher aus, wenn die Inflation anzieht und steigt nochmals, wenn es zu einem Ausfall kommt“, so der Experte weiter.

 

Eine gemeinsame Antwort auf alle vier Bedenken sei das Halten von Short-Positionen in Anleihen (in der Fachsprache: Short gehen in Duration) oder die Anlage in Fonds, die entsprechende Short-Strategien verfolgen. Short-Positionen in Anleihen mit negativen Renditen könnten wesentlich günstiger sein als je zuvor, und wenn die Renditekurven flach sind, entstehen im Laufe der Zeit kaum Mehrkosten. „Absolute-Return-Anleihenfonds von GAM tun genau das und setzen 2018 auf Short-Duration-Positionen“, erläutert Haywood.

 

 

Drei traditionelle Techniken zur Wertsteigerung, die 2018 weniger attraktiv sind:

 

Anleihen mit langer Laufzeit

„Mit dem Kauf von längerfristigen Anleihen erzielen Anleger verglichen mit früheren Jahren die geringsten Mehrerträge – sowohl bei US-Treasuries als auch bei von Unternehmen oder Finanzinstituten ausgegebenen Schuldtiteln“, so Haywood. In Teilen Europas verliefen die Zinskurven zwar steil, das absolute Niveau der Renditen sei jedoch ungewöhnlich niedrig. „Ein Beispiel dafür ist Deutschland: Die Wirtschaft boomt, aber die lokalen Renditen sind negativ. Oder Ungarn, wo die mittelfristigen Renditen unter 1 Prozent gesunken sind. Diese Renditen dürften 2018 steigen“, so Haywood weiter.

 

Traditionelle Unternehmensanleihen

Die Märkte für Unternehmensanleihen weisen Haywood zufolge die geringsten Risikoprämien seit der globalen Finanzkrise auf. Die Fusions- und Übernahmeaktivität deute darauf hin, dass die Renditen höher sein sollten. Die Spreads von europäischen Anleihenindizes lägen unter 40 Basispunkten für Investment-Grade-Werte und unter 220 Basispunkten für Crossover-Titel – also Werte an der Schwelle zwischen dem Investment-Grade- und dem Hochzinssegment. „Sie decken die Kosten der erwarteten Ausfallverluste kaum ab. Da die Finanzchefs erkennen, dass die Gesamtrenditen kaum weiter sinken werden, nehmen die Anleihenemissionen zu. Sobald das Ende des QE zu abnehmenden Anleihekäufen führt, könnte das Angebot größer als die Nachfrage sein. Dies könnte einen Kaufstreik bei Anleihen zur Folge haben“, so Haywood. In den letzten drei Monaten seien die Kreditrisikoprämien (Spreads) nicht weiter geschrumpft. „Im Rahmen der Absolute-Return-Anleihenfonds von GAM haben wir Absicherungen gegen eine allgemeine Ausweitung der Spreads gekauft. Sollte sich dies jedoch als falsch erweisen, sind wir bei einer weiteren Verengung im laufenden Quartal abgeschirmt“, erläutert Haywood.

 

Passive Anlagen in Long-Positionen

Stellt der Kauf von langfristigen Anleihen oder traditionellen Kredittiteln kein attraktives Investment für aktive Anleger dar, könnten Titel, die auf Marktschwankungen setzen, eine Alternative darstellen. Im Jahr 2017 war in vielen Bereichen des Anlageuniversums kaum eine realisierte Volatilität zu erkennen – einige Kurse stiegen das ganze Jahr über fast ohne Unterbrechung an. Passive Long-only-Investments schienen eine kluge Strategie zu sein. Für das Jahr 2018 gilt das Haywood zufolge wohl aber weniger: „Wenn die Kurse jetzt stärker schwanken, vor allem aber, wenn sie fallen, werden aktive Stile wieder sinnvoller erscheinen. Der Wert von Optionen, deren Kurse von den Erwartungen an die Volatilität und den Zinssätzen beeinflusst werden, könnte unterdessen steigen. Beide Faktoren dürften in diesem Jahr wieder anziehen. Optionen zu kaufen statt zu verkaufen ist eine vorsichtigere Strategie, wenn die Märkte teuer werden. Hier könnten Put-Optionen glänzen.“

 

 

Aktien fordern Anleihen heraus

 

Nicht zuletzt stellten jedoch Aktien die größte Herausforderung für Anleihen dar. Im Jahr 2017 entwickelten sie sich erneut besser als Anleihen, in den USA um fast 20 Prozent auf Gesamtertragsbasis – und das im sechsten Jahr in Folge. Deutsche Anleihen begannen das Jahr mit den unattraktivsten Renditen und beendeten es auch auf diesem Niveau. Der DAX legte jedoch um über 12 Prozent zu. In den wichtigsten Schwellenländern, wo die Märkte durch die allgemein stärkeren Währungen gestützt wurden, schnitten viele Anleihensektoren zwar gut ab, aber Aktien behielten zumeist die Nase vorn.

 

Die Wachstumsaussichten für die kommenden Quartale seien bemerkenswert und robust genug, um trotz steigender Löhne und Rohstoffkosten die Unternehmensgewinne in den meisten Branchen zu verbessern. „Die Dividendenrenditen erscheinen im Vergleich zu den Anleihenrenditen von Unternehmen der gleichen Qualität immer noch hervorragend. Wären da nicht die teuren Aktienbewertungen und die lange Zeit seit dem letzten signifikanten Rückgang, wäre die Aktieneuphorie noch größer. Glücklicherweise hielten die Absolute-Return-Anleihenfonds von GAM 10 Prozent in Wandelanleihen, die unter dem Strich erneut signifikante positive Beiträge leisteten. In Zeiten steigender Zinssätze entwickelten sich Wandelanleihen bisher besser als Hochzinsanleihen“, so Haywood.