Wie heißt es doch so schön: „Bei den Reichen lernt man sparen.“ Diesem Sprichwort nach zu urteilen müsste man von den deutschen Sparern so einiges lernen können. Denn das gesparte Geldvermögen der Deutschen beläuft sich derweil auf über 6 Billionen Euro.

Geldvermögen, das sich wohlgemerkt überwiegend auf Giro- und Tagesgeldkonten befindet und somit derzeit nicht mehr als Minizinsen generieren dürfte. Manch einer wird daher in den letzten Jahren das ETF-Sparen (ETF = Exchange Traded Fund) für sich entdeckt haben. Hierbei wird monatlich ein ETF oder ETF-Paket auf Autopilot erworben.

Da die Kaufpreise von ETFs bekanntermaßen schwanken, erhoffen sich die ETF-Sparer eine Glättung von Gewinnen und Verlusten durch den sogenannten Durchschnittskosteneffekt. Im Folgenden drei Gründe, weshalb ich das zwar für eine sehr gute Idee halte, aber selbst trotzdem keinen ETF-Sparplan habe.

1. Hoch kaufen, höher verkaufen?

Ja, ich gebe es zu: Ich bin ein unverbesserlicher Sparfuchs. Tief in meinen Gehirnwindungen muss ein Detektor verbaut sein, der immer dann Alarm schlägt, wenn attraktive Qualitätsprodukte zu einem unschlagbar günstigen Preis angeboten werden.

Ob Schnäppchen oder nicht: Ein ETF-Sparplan kauft jeden Monat. So wie eine stehen gebliebene Uhr trotzdem zwei Mal am Tag richtig geht, kauft der ETF-Sparplan automatisch von Zeit zu Zeit günstig nach. Aber genauso automatisch zahlt der feine Herr Sparplan von Zeit zu Zeit auch völlig ungerührt Höchstpreise.

Okay, der Durchschnittskosteneffekt sollte Übertreibungen langfristig herausfiltern. Trotzdem kaufe ich einfach ungern am Allzeithoch. Sorry!

2. Wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Manch ein Investor, der sich mit komplexen Zertifikaten und Optionsstrategien beschäftigt, wird mich jetzt sicher auslachen, aber ich empfinde ETFs an sich bereits als grenzwertig kompliziert.

Sampling physisch oder synthetisch? Ausschüttend oder thesaurierend? Fondsgröße? Währung? Gesamtkostenquote? Der Prospekt eines handelsüblichen Index-ETFs wirkt auf mich oft komplizierter als jeder Quartalsbericht.

Ein ETF-Sparplan setzt da noch einen oben drauf. Zusätzlich zu der widrigen ETF-Auswahl muss ich mich jetzt auch noch mit den Details eines Sparplans auseinandersetzen. Welche Gebühren fallen monatlich an? Welches Kaufvolumen ist sinnvoll hinsichtlich Sparrate, Gebühren und Anlageziel? Auf wie viele ETFs soll die Sparrate mit welchem Volumen verteilt werden? Kann der Anbieter des Sparplans willkürlich die Konditionen ändern? Wenn ja, in welchem Umfang und in welchem Zeitintervall?

Okay, du hast einen Sparplananbieter gefunden, der das alles super regelt. Das mag sein! Aber für mich ist und bleibt der ETF an sich das maximal komplizierteste Finanzinstrument, das mir in die Tüte kommt.

3. Cash ist auch eine Strategie

ETF-Sparen geht so: 10 % des monatlichen Einkommens fließt in ein ETF-Depot, der Rest wird für den Konsum verwendet. Gut, einverstanden!

Aber was ist, wenn der DAX plötzlich um 50 % leichter wird, wie seinerzeit 2002? Was ist, wenn der S&P 500 plötzlich mit einem exzellenten KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von unter 15 neue Käufer sucht, wie anno 2012? Ja, dann ist leider kein Cash vorhanden. Denn der steckt im Sparplan und ist somit bereits langfristig verplant.

Okay, ein ETF-Sparplan nimmt auch solche Ausnahmesituationen automatisch mit. Aber eben nur mit dem Volumen der Sparrate. In außergewöhnlich spannenden Marktsituationen hätte ich allerdings gerne etwas mehr Munition auf Lager.

ETF-Sparen? Ja, aber dafür brauche ich keinen Sparplan

Es lassen sich durchaus einige nachvollziehbare Gründe für monatliche ETF-Käufe finden. Der langfristig vorteilhafte Durchschnittskosteneffekt ist hier sicher nur ein Argument unter vielen. Auch die disziplinierende Wirkung, die eine monatliche Sparrate auf die persönliche Budgetierung haben kann, dürfte für ungeübte Investoren eine große Hilfe beim Sparen sein.

Für mich sehe ich da keine Vorteile. Ich bilde mir ein, öfter günstig als teuer zu kaufen, habe genug Disziplin, um bei günstigen Gelegenheiten nicht auf dem Trockenen sitzen zu müssen, und versuche ansonsten zu viele Schichten zwischen mir und den Aktien, dessen Besitz ja der eigentliche Zweck ist, zu vermeiden.

Darüber hinaus empfinde ich den ETF an sich bereits als Gipfel der Bequemlichkeit. Mehr brauche ich nicht. Du etwa?

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